wenn „Bio-Frauen“

sprachlich von „Trans-Frauen“ abgegrenzt werden, dann gibt es in manchen facebook-Gruppen erbitterte Diskussionen. Leonora E. Löwenstein bemerkte dazu in einem Beitrag, der eine Begriffskritik auf den Punkt brachte, folgendes:

———————————————————————-

Als studierte Diplom-Biologin kann ich über solche Begriffe und Definitionen eigentlich nur lachen. Denn, in der Tat gibt es nur eine einzige Biologie!
Biologie als Lehre, als Wissenschaft des Lebens (und der Natur) … in allen ihren Facetten und in all ihrer Vielfalt.
Und, wer sich diese Vielfalt des Lebens genauer betrachtet, wird wissen, daß in der Vielfalt des Lebens Sexualität, Geschlecht, Geschlechtsidentität usw. eben nicht so starr aufgeteilt vorkommt, wie es so manche dogmatisch verblendeten Menschen immer wieder versuchen, einzureden. So gibt es Tierarten, die bei Bedarf das körperliche Geschlecht (ohne GaOP) wechseln können. Oder es gibt voll funktionsfähige Zwitter.
Der Mensch scheint bisher die einzige Spezies zu sein, wo es bedauerlicherweise immer wieder jene gibt, die mental nicht den Horizont haben, um diese natürliche, biologische Lebensvielfalt erkennen, verstehen und (auch als Gott gegeben) akzeptieren können. Werder für sich, noch für andere. Und, die dann auch noch in ihrer wahnhaften, dogmatischen Verblendung sich einbilden, das Recht zu haben, diese naturgegebene, biologische Lebensvielfalt innerhalb der eigenen Spezies „Mensch“ bekämpfen zu müssen.

Ich erkläre das immer etwas anders: es gibt ja Menschen, die als Kind mit einer sog. Hasenscharte geboren werden. Sind diese deswegen „weniger“ Mensch oder „weniger“ biologisch? Nein! Und, heutzutage, dank moderner OP-Technik, kann man diese Hasenscharte operativ „korrigieren“; nicht mehr und nicht weniger. Sind diese Kinder deswegen keine „Bio“ mehr?
Tja, und so ähnlich oder zumindest vergleichbar verhält es sich mit jenen Menschen, die mit etwas geboren werden, was bei ihnen aber nicht wirklich dahin gehört. Menschen also, die mit etwas zwischen den Beinen geboren werden, was aber bei ihnen dort nicht hingehört … (oder umgekehrt, je nachdem ob man MzF oder FzM trans ist).

Es mag sicherlich Aspekte geben, wo es sinnvoll oder nützlich sein kann, zwischen jenen zu unterscheiden, die eine OP gemacht und jenen, die keine OP gemacht haben.
Doch eine derartige Unterscheidung zwischen OP ja und nein ist bei fast allen OP’s mehr oder weniger sinnvoll.
So macht es ja auch Sinn, Menschen, die am Herzen operiert worden sind, von jenen zu unterscheiden, die es nicht sind. Weil es eine medizinisch sinnvolle und notwendige Unterscheidung ist.

Bei jenen, die im Rahmen ihrer Transition die GaOP machen oder eben nicht machen sowie bei jenen, die erst keine Transition leben, genügen Begriffe wie „trans“ und „cis“ alle mal mehr als genug.
Denn, ein Begriff wie „Bio“ (also „Bio-Frau“ oder „Bio-Mann“) suggeriert, ja impliziert quasi, diejenigen, die „trans“ sind, wären eben doch nicht so ganz natürlich und normal.
In der heutigen Zeit ist der Begriff „Bio“ dermaßen mit „natürlich sein“ mit „gesund sein“ verknüpft, daß ein Begriff wie „Bio-Frau“ / „Bio-Mann“ in den Köpfen der Menschen nur eines zur Folge hat: die „trans-Menschen“ können keine natürliche Lebensform sein … Eine ganz, ganz gefährliche Begriffsverknüpfung also.

Und, wer von „Bio-Menschen“ redet, ist nicht weit entfernt von einer dogmatischen Aussage eines Josef Ratzinger’s, der einmal erklärte, „homosexuelle und transsexuelle Menschen seien widernatürliche Lebensformen“ …
Menschen, die einfach unfähig sind, die naturgegebene Vielfalt des Lebens zu kapieren …

L.E.Löwenstein

 

———————–
Danke, dass ich diesen Beitrag hier veröffentlichen darf, Leonora!

Dieser Beitrag wurde unter Gehirn, TS abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu wenn „Bio-Frauen“

  1. Cosima sagt:

    Vor der Predigerkirche in Erfurt ist folgende Aussage von Meister Eckhart im Boden eingelassen.
    „Nimm dich selbst wahr. Und wo Du dich findest, da lass dich. Das ist das Allerbeste.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert