Die Frage nach den Fehlern (Bias) einer Statistik

sind nicht nur für Mediziner, die wissenschaftliche Studien auswerten, sehr wichtig – es ist auch gut, wenn möglichst viele Menschen in unserem Land und darüber hinaus in Europa sich mit dem Bias von Studien auseinandersetzen. Das sieht man zum Beispiel dann, wenn man sich mit der Frage beschäftigt, wie hoch die Kriminalitätsrate bei Zuwanderern ist. Die FAZ hat hierzu einen sehr interessanten Beitrag geschrieben. Dabei kommt die FAZ zu folgendem Ergebnis:

„Die Zuwanderer seien überwiegend männlich, jünger und ärmer als die deutsche Durchschnittsbevölkerung. Wenn man sie mit einer entsprechenden deutschen Gruppe vergleiche, löse sich der Unterschied größtenteils in Luft auf.“

Ebenso wird auf die Art, wie die Statistik entsteht und wie sich das in diesem konkreten Fall auswirkt, hingewiesen:

Die Kriminalstatistik hat weitere Tücken, die das Bild verzerren: Sie erfasst die Straftaten ausländischer Touristen und Geschäftsreisenden in Deutschland – in einer Stadt wie Berlin mit acht Millionen Touristen jährlich sei dies durchaus ein Faktor. Umgekehrt sind die Delikte Deutscher im Ausland nicht enthalten.

Auch die Art, wie die Medienberichterstattung über dieses Thema die subjektive Wahrnehmung (und damit auch das Wählerverhalten) beeinflusst, wird deutlich gemacht:

So habe sich die Zahl der Fernsehberichte über kriminelle Ausländer seit 2014 vervierfacht, während der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger in der Kriminalstatistik lediglich um ein Drittel angestiegen sei. In der gleichen Zeit halbierte sich die Zahl der Berichte über ausländische Opfer von Gewalttaten, obwohl die Statistik einen Anstieg ausländischer Gewaltopfer verzeichne.

Und noch etwas fällt auf – so die FAZ: „Trotz des Anstiegs der letzten zwei bis drei Jahre liegen die Zahlen für Mord und Totschlag weit unter denen etwa der 1990er Jahre.“ Angesichts rechtspopulistischer Kräfte wäre es gut, wenn mehr Medienvertreter sich diesen grundlegenden Artikel der FAZ zu Gemüte führen würden und sich bei Medienberichten im Blick auf Straftaten sehr genau überlegen, ob und wie das Thema aufbereitet wird. Wer sich mehr für das Thema „Bias“ bei Statistiken informieren will, findet hier ein paar gute und allgemeinverständliche Beispiele – im Blick auf die Medizin findet man hier eine gute Übersicht (und natürlich im – an anderer Stelle ausführlich vorgestellten – Buch „Epidemiologie für Dummies“ ebenfalls mehr.)
Update: Merkwürdig ist auch, wie die Kriminalstatistik bei den Opfern rechtsextremer Gewalt anscheinend systematische Fehler aufweist, wie man in diesem Artikel von Heike Kleffner in der ZEIT nachlesen kann. In der ZEIT findet man auch einen grundlegenden Artikel über Opfer rechtsextremer Gewalt, die in der amtlichen Statistik nicht genannt werden und einen Aufruf zur Mithilfe im Blick auf diese Verbrechen…
Update: Wie sehr manche Parteien gezielt die Statistik fälschen um Stimmung zu machen und pauschal Gruppen unter Verdacht zu stellen, sieht man in einer Meldung des Faktenfinders der Tagesschau hier deutlich. Als Christ sollte man solche Fakten kennen, bevor man sich für die Wahl einer Partei entscheidet. Die 10 Gebote scheinen jedenfalls für manche Parteien nicht Maßstab zu sein, sonst würden sie nicht so handeln (vgl. 8. Gebot, in dem klar gefordert ist, nichts falsches über andere Menschen zu behaupten/zu sagen).
Update 10/2018: Im Blick auf die Kriminalstatistik in Bayern gibt es eine interessante Dokumentation des BR, in der auch auf die Website „Philosophia perennis“ und ihren merkwürdigen Umgang mit Fakten eingegangen wird.
Update 1/2019: Auf unserer privaten Website habe ich zum Thema Messerstecher nun auch einen Beitrag verlinkt, der die Problematik bestimmter „Echokammern“ deutlich macht.

Dieser Beitrag wurde unter Gesundheit, Medien, Soziales abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert