Begriffe sind nicht oft

Thema hier, aber heute möchte ich gerne einen Beitrag einer Facebook-Freundin zitieren (ohne ihren Namen zu nennen):

„[…] das Bedürfnis, die Welt – einschließlich des eigenen Selbst – in Kategorien einzuteilen und somit verständlich zu machen, ist ebenfalls ein zutiefst menschliches. Hinzu kommt, dass viele Menschen eine Art Komfort beim Anblick ihrer jeweiligen Pride-Flagge empfinden. Ich halte diese Anwendung des Identitätsbegriffs allerdings auch für problematisch:
Identität hat immer etwas mit Gruppenbildung zu tun. Menschen mit ident_ischen Merkmalsets gehören dazu, andere nicht. Manche werden mit einbezogen, andere ausgeschlossen.
In den meisten Fällen ist das kein Problem. Ich kann Trekkie sein oder DnD spielen, oder Furry-Kunst mögen, oder mich mit einer Weltanschauung oder mit meinem Beruf _ident_ifizieren. Dann trage ich entsprechende Kleidung, schwenke eine Flagge, gruppiere mich mit Gleichgesinnten. Wer dann nicht dazugehört, wird nichts verpassen und auch nicht dazugehören wollen.
Vor allem kann ich mich aber entscheiden, diese Identitätsmerkmale _nicht_ zur Schau zu stellen. Und wenn mich das Objekt meines Interesses irgendwann nicht mehr interessiert, dann höre ich auf, mich damit zu identifizieren. Identität ist eine Wahl.
Anders ist es, wenn angeborene Merkmale zur Identität an sich werden. Niemand sucht sich die Hautfarbe oder die Nationalität oder eben die Sexualität aus, mit denen man die Welt betritt.
Bei dieser Art der Gruppenbildung geht es nicht mehr um Interessen, sondern um grundlegende Bedürfnisse:
Teilhabe am öffentlichen Leben, soziale und wirtschaftliche Sicherheit, Nutzung öffentlicher Toiletten, …
Hier wird die Gruppenbildung und das Ausschließen aufgrund der Identifizierungsmerkmale zu einem offensichtlichen Problem. Diese Merkmale kann man nur selten verstecken. Einbeziehung und Ausschluss wird plötzlich zu einem Zwang.
Es ist kein Wunder, wenn Fundamentalisten queere Menschen beschimpfen, weil diese sich „entschieden“ hätten, so einen „Lebensstil“ zu führen. Der Identitätsbegriff spielt ihnen diesen Ball direkt in die Hand.
Natürlich kann jeder die eigenen Merkmale zur Grundlage der eigenen Identität erklären. Viele fühlen sich damit wohl. Aber sie sollten nicht als Identität an sich bezeichnet werden.“
Genau deshalb, weil man sich das eigene Geschlecht nicht aussucht, sondern darin vorfindet (sofern man zustimmt, es neuronal verankert zu sehen), ist es wichtig, eben nicht mehr von „Geschlechtsidentität“ zu sprechen. Deshalb ist NVSD treffender.
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