Der Entwurf des Selbstbestimmungsgesetzes ist nun online

im Internet hier (bzw. beim BMJ) zu finden und Verbände/Vereine können dazu Stellung nehmen:

 

Veröffentlicht unter Allgemein | Schreib einen Kommentar

Der Entwurf des Selbstbestimmungsgesetzes ist nun in der

Abstimmungsphase. Die Zeit berichtet hier ausführlich über diesen Entwurf. Leider fehlen Informationen, wie mit denen umgegangen wird, die das Verfahren nach dem TSG gemacht haben. Wer zum Beispiel eine genitalangleichende Operation gemacht hat, sollte im Blick auf Umkleiden, Sportveranstaltungen etc… entsprechend des genderaffirmierten Geschlechts behandelt werden.

Krass ist, dass letztlich Änderungen des Vornamens und Personenstands dann doch nicht konsequent durchdacht sind. So berichtet queer dazu: >>Ebenso bleibt ein trans Mann im Rechtsverhältnis zu seinem Kind eine „Mutter“.<<

Und noch rätselhafter ist diese Formulierung im Blick auf Leistungen der Krankenkasse: >>Keinen Einfluss haben Transitionen auch auf Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen: „Auf den aktuellen Geschlechtseintrag kommt es nicht an, wenn medizinische Leistungen zu ergreifen sind.“<<. Heißt das, dass man keine Hormontherapie mehr bekommt, obwohl man eine Vornamens- und Personenstandsänderung gemacht hat? Oder was denkt sich der Gesetzgeber bei so einer Formulierung? Ich ändere doch nicht einfach den Vornamen und Personenstand, wenn ich nicht auch medizinische Maßnahmen brauche…

Update: Sven Lehmann, Queerbeauftragter der Bundesregierung empfahl den Artikel des Tagesspiegel zum Entwurf.

Veröffentlicht unter Bildung, Recht | Verschlagwortet mit | Ein Kommentar

Meinungsfreiheit ist anscheinend in den USA nicht mehr ein zentrales Gut,

denn >>Die Demokratin Zooey Zephyr darf erst wieder das Wort ergreifen, wenn sie sich für die Äußerung entschuldigt, die Republikaner hätten „Blut an den Händen“, sollten sie geschlechtsangleichende Maßnahmen bei Jugendlichen verbieten.<< so das Portal queer hier in einem ausführlichen Beitrag.

Wie wichtig die Hormontherapie (HRT) im Blick auf Begleiterkrankungen ist, zeigte Dr. Kurt Seikowski in einer Studie an über 1000 neurodiversen Menschen, die man im Buch „Das Geschlecht in mir“ (Hg. G. Schreiber) findet. Demnach ist ab dem Zeitpunkt der HRT das Risiko an psychischen Komorbiditäten (Folge- und Begleiterkrankungen) wie Depressionen etc… bei neurodiversen Menschen nicht mehr höher als im Durchschnitt der Bevölkerung sonst. Wer dagegen Stimmung macht gegen medizinische Maßnahmen und diese aus politischen Gründen verhindern will, wird mit schuldig an Suiziden usw… – insofern bringt es die demokratische Abgegordnete sachlich korrekt auf den Punkt, auch wenn ihre Aussage inhaltlich sehr scharf formuliert ist. Aber das sollten Abgeordnete in einer Demokratie aushalten können, wenn Meinungsfreiheit und Wissenschaftsfreiheit ein hohes Gut sind.

Wie schwierig die Lage in manchen Staaten der USA inzwischen für LGBT* Menschen ist, zeigt dieser Artikel von queer, in dem über entsprechende Gesetze der konservativen Mehrheit Floridas berichtet wird.

Veröffentlicht unter Bildung, Geschlechtsinkongruenz | Verschlagwortet mit , , , , , | Schreib einen Kommentar

Ein Interview mit Sven Lehmann zum Selbstbestimmungsgesetz

kann man hier im Deutschlandfunk nachhören. Es geht um die Frage, warum sich das Gesetz verzögert und welche Erfahrungen in anderen Ländern mit dem Thema gemacht wurden.

Veröffentlicht unter Bildung, Recht | Verschlagwortet mit | Ein Kommentar

Die englische Übersetzung der EKHN Broschüre „Zum Bilde Gottes geschaffen – Transsexualität in der Kirche“

ist nun fertig und hier downloadbar (ab sofort auch auf der offiziellen Kirchen-Website der EKHN) – ein Ostergeschenk des Vereins Kreuzweise-Miteinander e.V. an die Community, dass durch die großartige ehrenamtliche Übersetzungstätigkeit von Rachel Rosenbaum und Max Charlotte Mesters möglich wurde. Das Layout stammt von Feenial Design und ist wie immer überzeugend…

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern frohe und gesegnete Ostern mit dem alten christlichen Ostergruß: Der HERR ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden! Möge diese Wirklichkeit für viele Menschen mehr erfahrbar werden angesichts von so viel Leid!

Weitere Übersetzungen und die deutsche Ausgabe findet man hier auf der EKHN Internetseite zum Download.

Veröffentlicht unter Bildung, Gehirn, Geschlechtsinkongruenz, Gesundheit, Medien, Soziales, TS | Verschlagwortet mit , , , | Schreib einen Kommentar

Das Selbstbestimmungsgesetz geht in die nächste

Runde: Laut Informationen der SZ (Ausgabe 25./26.3.2023, S.6) haben sich Bundesjustizminister Buschmann und Familienministerin Paus auf einen Entwurf geeinigt, der das TSG ablöst. Allerdings gibt es Einschränkungen gegenüber den Entwürfen, die Grüne und FDP früher vorgelegt hatten:

  • nach der Abgabe des Antrags gibt es eine Wartefrist von 3 Monaten, bis der Antrag wirksam werden soll.
  • frühestens nach einem Jahr soll eine erneute Änderung von Vornamen und Personenstand möglich sein.
  • Private Anbieter (z.B. Schwimmbäder, Saunen) sollen auf Grund der „äußeren Erscheinung“ Menschen mit Verweis auf das Hausrecht ablehnen können.
  • Kinder unter 14 Jahren sollen nur dann Vornamen und Personenstand ändern können, wenn die Erziehungsberechtigten das beantragen;
  • Kinder ab 14 Jahren können im Streitfall mit den Erziehungsberechtigten via Gericht eine Entscheidung treffen lassen, falls „das Kindeswohl gefährdet ist“.

Man darf gespannt sein, ob Gerichte solche Regelungen akzeptieren oder manches nachjustiert werden muss.
Zumindest im Blick auf Führerschein, Personalausweis, ec-Karte und Krankenversicherung etc… kann dieses Gesetz eine Erleichterung für viele Betroffene sein.

Veröffentlicht unter Bildung, Recht | Verschlagwortet mit , , | Schreib einen Kommentar

Wie stark wird Nuradi A., der für den Tod von Malte C. veranwortlich ist,

am Ende bestraft werden? Die Staatsanwaltschaft forderte laut dem Portal queer.de nun
5 Jahre Jugendstrafe. Am Mittwoch soll das Urteil gesprochen werden. Man darf gespannt sein.

Veröffentlicht unter Allgemein | Schreib einen Kommentar

Prof. Dr. Thorsten Dietz und Prof. Dr. Tobias Faix haben in

dem Ethik-Podcast Karte und Gebiet die 18. Folge veröffentlicht, in der es um grundlegende Informationen zum #Selbstbestimmungsgesetz und noch allgemeiner zu #Transidentität geht. Ich verlinke diesen Podcast gerne, weil er allgemeinverständlich ist und eine gute Einführung in die Thematik bietet. Ich danke diesen Allies für ihr Engagement!

Update 21.3.2022: In Folge 20 des Podcasts gehen beide auf Fragen und Kommentare zu Folge 18 ein. Ebenso wird darin das Thema Queer-Theorie und Intersektionalität aufgegriffen.

Veröffentlicht unter Bildung, Ethik, Recht, Soziales | Verschlagwortet mit , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

Desinformationen, Fakenews und Mythen können Teil von Agnotologie sein, doch

viele Menschen haben noch nie von Agnotologie gehört. Darum möchte ich hier den entsprechenden Artikel bei Wikipedia als Einführung verlinken.

Warum das insbesondere auch für Menschen mit Varianten der Geschlechtsentwicklung ein wichtiges Thema ist, wird in diesem Beitrag von Eva Mahr in der Frankfurter Rundschau deutlich, der ebenfalls dazu Faktenchecks macht und durch den einem deutlich werden kann, wie hier gezielt Desinformation im Mäntelchen der Wissenschaft (bei genauerer Prüfung aber eben schnell als Agnotologie enttarnbar) gestreut wird.

In unserer Kirchengemeinde in Erding planen wir ab Herbst eine Vortragsreihe im Rahmen der Erwachsenenbildung zum Thema „Desinformation, Fakenews und Wahrheit als christlicher Wert“, in der die Agnotologie natürlich auch Thema ist. Wir freuen uns dazu über Vorschläge, welche Referent:Innen wir einladen könnten/sollten (vielleicht in Form eines Kommentars unter diesem Blogbeitrag). Danke!

Veröffentlicht unter Bildung, Ethik, Gesundheit, Medien, VDGE | Verschlagwortet mit , , , , , , | Schreib einen Kommentar

neuronal verankerte Varianten der Geschlechtsentwicklung (Hirngeschlecht)

sind schon lange ein Thema in meinem Blog, denn 2012 entdeckte ich durch die Hinweise von Dr. Haupt, dass es dazu seit einiger Zeit schon Studien und Publikationen aus dem Bereich der Neurobiologie bzw. Neurowissenschaft gibt. Mein inneres Coming out war da schon geschehen (Fasching 2011) und das erste Coming out gegenüber meiner Frau ebenso (November 2011). Ich schreibe das deshalb hier, weil ich mir unabhängig von dem, was ich ab 2012 entdeckte, mich outete und sowohl meine Ehe wie auch meinen Beruf riskierte, aber mein innerer Leidensdruck, meine Diskrepanz zwischen dem, was ich an mir sah und dem, wie ich mich als Frau wahrgenommen hatte, war extrem. D.h. unabhängig von irgendwelchen neurobiologischen Publikationen traf ich 2011 die Entscheidung, mich auf den Weg einer Geschlechtsangleichung zu machen.
Die erste Frage war dabei: Wie schaffe ich es, meine Ehe evtl. „zu retten“. Dazu fand ich eine erste Hilfe im Realo Forum. Aber nun zum Thema Neuroforschung: Das, was ich da entdeckte, war letztlich ein weiteres Puzzleteil, das mir half, mich auszudrücken und das, was ich erlebte, in Worte zu fassen um mich anderen Menschen gegenüber verständlicher zu machen. Zumindest bei denen, die das interessierte war der neurobiologische Ansatz dabei sehr hilfreich (z.B. mein damaliger Dekan in Landshut wie auch die Landshuter Zeitung).

Nun bekam ich dazu einige Fragen gestellt, auf die ich hier eingehen will:

1. Gibt es dazu auch deutsche Literatur?
Die meisten internationalen Fachaufsätze sind in englischer Sprache publiziert und wer bei pubmed recherchieren will, kommt um entsprechende Sprachkenntnisse nicht herum. Aber es gibt auch ein paar Publikationen, in denen in deutscher Sprache die Thematik beschrieben wird, auch wenn ich nicht sehr viele kenne und mich über weitere Hinweise via Kommentarfunktion freue!
An Büchern fallen mir vor allem ein:
– Das Geschlecht in mir, Hg. Gerhard Schreiber; deGruyter Verlag, 2019; darin sind die zentralen Aufsätze des Buchs „Transsexualität in Theologie und Neurowissenschaften“ von 2016 in deutscher Sprache übersetzt enthalten – vor allem die aus dem engeren Bereich der Neuroforschung;
– Transsexualität in Theologie und Neurowissenschaften; Hg. Gerhard Schreiber (dort sind leider nicht alle Aufsätze in deutscher Sprache, dafür aber ingesamt eine noch breitere Übersicht zum Thema) (deGruyter 2016)
– Das Gehirn und die innere Welt, Mark Solms und Oliver Turnbull (1. Auflage 2004) – antiquarisch online erhältlich;

Dann gibt es die Broschüre „Zum Bilde Gottes geschaffen – Transsexualität in der Kirche“ (kostenfrei als .pdf bei der EKHN downloadbar oder bestellbar, auch in polnischer und portugisiescher Sprache erhältlich). Auch dort beschäftigt sich ein Abschnitt mit der Neuroforschung und der Leiblichkeit.

Und vor kurzem erst entdeckte ich eine Dissertation von Andreas Josef Kugel in deutscher Sprache, die sich mit dem Thema Phantomschmerzen, Phantomkörperwahrnehmung und Neuroplastizität beschäftigt. Diese Dissertation ist deshalb so hilfreich, weil sie auch auf die Frage eingeht, ob durch das Phänomen der „Neuroplastizität“ evtl. die bisherige Forschung in Frage gestellt wird. Darauf werde ich gleich ausführlicher eingehen. Zunächst aber: Was neuronal vorgeburtlich fest verankert ist, unterliegt nicht der sogenannten „Neuroplastizität“, d.h. wer eine Phantompeniswahrnehmung hat, bei dem ändert sich durch chirurgische Maßnahmen solange nichts, bis eine entsprechende gute Penoid-Prothese die Phantomschmerzen abbaut – aber derjenige nimmt sich eben auf Grund der von Ramachandran beschriebenen Phantomkörperwahrnehmungen als Mann wahr, selbst wenn er mit einer Vagina geboren wurde.
Mit dem Phänomen der Neuroplastizität  beschreibt man im Prinzip die Wandlungsfähigkeit und Reparaturfähigkeit des menschlichen Gehirns. Sogar nach einem Schlaganfall, in dem viele Zellen im Gehirn betroffen sind, kann sich durch Reha etc… vieles an Fähigkeiten wieder regenerieren. Und durch Übung kann vieles trainiert werden, sofern es einmal neuronal im Cortex angelegt war. Dazu ein Zitat: Im sensomotorischen Cortex, dem Teil der Gehirnrinde, der für das Fühlen zuständig ist, sind alle Körperregionen und Körperteile abgebildet. Daran verändert auch eine Amputation nichts.“ (Quelle: https://t1p.de/ghvgn eingesehen am 26.11.2022) Wenn also im sensomotorischen Kortex vorgeburtlich das Körperteil „Penis“ angelegt ist, obwohl auf Grund einer Variante der Geschlechtsentwicklung keiner sich entwickelte (oder er auf Grund eines Unfalls verloren ging), ist eine dauerhafte geschlechtsleibliche Diskrepanzerfahrung vorhanden, die so massiv sein kann, dass erst durch einen Penisaufbau (im Artikel ist von Prothesen die Rede) der Phantomschmerz verschwindet. Gleiches gilt für Phantombrustwahrnehmungen im Blick auf die Wirkungen der Hormontherapie usw…. Dazu zwei Zitate aus der Dissertation von Andreas Josef Kugel mit dem Titel „Inzidenz neuropathischer Schmerzen nach Orchidektomie und geschlechtsangleichender Operation“ (Tübingen 2020, S.61-66): Weil die von uns untersuchten transsexuellen Frauen im Vergleich zu den orchidektomierten Patienten keine Phantomschmerzen im Hodenbereich hatten, muss somit nach dem Verständnis der oben zitierten bisherigen Untersuchungen das Repräsentationsareal der abgelehnten Geschlechtsorgane entweder nicht vorhanden oder sehr klein sein. Das bedeutet, dass Reorganisationsvorgänge kaum stattfinden können.“ (es gibt also keine Neuroplastizität im Blick auf die neuronal nicht angelegten Körperteile).
Und: „Umgekehrt könnten diese Frauen eine weibliche Phantombrust verspüren oder transsexuelle Männer einen Phantompenis schon vor der jeweiligen operativen Geschlechtsangleichung wahrnehmen, wenn die Repräsentanz funktionell oder epigenetisch veränderlich ist.“
Oder einfacher ausgedrückt: Es gibt (wobei die Forschung noch nicht eindeutig ist, ob durch Gene, Epigenetik oder andere vorgeburtliche Einflüsse im Mutterleib) neuronale Veränderungen der „Körperlandkarte“, die den Betroffenen früher oder später deutlich machen wer sie im Blick auf ihr Geschlecht sind („Geschlechtsidentität“). Das geschieht unabhängig von der Gesellschaft oder Kultur und ist deshalb in verschiedenen Kulturen nachweisbar, ebenso wie zu unterschiedlichen Zeiten der menschlichen Geschichte.

Und noch etwas fällt auf: Wegen der neuronalen festen vorgeburtlichen Verankerung
* liegt ein „innerer Zwang“ vor, im „Gegengeschlecht“ leben zu müssen, wie es die Väter des TSG schon lange vor den Entdeckungen der Neurobiologen formulierten
* ist Transsexualität auch nicht therapierbar im Sinne einer reparativen Therapie. Es gibt ein trauriges Beispiel in der Medizingeschichte, wo ein entsprechend (nach heutiger Medizinethik absolut unethisches Experiment) von dem Psychiater John Money an David Reimer gemacht wurde (einfach via google zu finden). Es endete mit dem Suizid von D. Reimer.

Mit diesen Gedanken verabschiede ich das Jahr 2022 und wünsche allen Lesenden Gottes Segen für 2023!
Eure
Dorothea

Veröffentlicht unter Allgemein, Gehirn, Geschlechtsinkongruenz | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , | Ein Kommentar