Transsexualität und Glaube – zwei verschiedene Ebenen?

Vor kurzem wurde ich gefragt, ob ich in meinen Vorträgen zum „Transsexualität und Glaube“ darüber sprechen würde, dass Transsexualität heilbar ist und ob ich entsprechende Therapien empfehlen würde. Schließlich gäbe es ja Christen, die das so sehen würden.

Für mich gibt es zwei verschiedene Ebenen, die dabei zu beachten sind:
Die theologische Ebene und die medizinische Ebene.
Im Blick auf viele Krankheiten argumentieren die meisten Christen durchaus so, dass man zu einem Arzt gehen sollte. Zum Beispiel wird bei Lepra (Aussatz) jeder froh sein, dass es keine Leprakolonien mehr geben muss, wie sie zur Zeit des Neuen Testaments und viele Jahrhunderte danach durchaus Sinn machten. Stattdessen wird bei Lepra heute eine entsprechende evidenzbasierte medizinische Therapie mit Medikamenten angewandt.
Natürlich sind diese Ebenen nicht total trennbar, weil bestimmte Leiden und Krankheiten und viele andere menschlichen Phänomene eben sowohl in der Antike wie auch heute zu beobachten sind. Nur: Die Frage muss gestellt werden dürfen, wie man diese Beobachtungen von Phänomenen deuten sollte. Entmythologisierung ist dazu der theol. Fachbegriff.
Fundamentalisten weichen dieser Frage meist aus, aber schon im Neuen Testament selber stellten die Christen diese Frage (z.B. als es darum ging, ob die Beschneidung für die Heidenchristen nötig ist oder nicht – immerhin war die Beschneidung ja klar in der Schrift verankert und nun musste man prüfen: Gilt das Gebot der Beschneidung für alle Zeiten und unveränderbar für alle Menschen weiter – oder deutet man es neu im Licht gegenwärtiger Überlegungen).

Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen… Meine Antwort dazu ist klar:
Ich verstehe Transsexualität im Licht der evidenzbasierten Medizin und der Neurowissenschaft. Dazu habe ich in diesem Blog viel veröffentlicht und man findet dazu auch sehr viel auf der Internetseite der trans-evidence Arbeitsgruppe.
Aus dieser evidenzbasierten medizinischen Sicht ist Transsexualität nicht heilbar, aber man kann den Leidensdruck transsexueller Menschen deutlich vermindern, wenn man ihnen Zugang zu entsprechenden medizinischen Maßnahmen (Hormontherapie, Epilation, Logopädie, ggf. chirurgische Maßnahmen usw.) ermöglicht. Diese führen zu einer Geschlechtsangleichung an das Hirngeschlecht (dazu mehr hier auf S.20).

Es gibt – nicht nur in der Medizin – Außenseiterpositionen, die noch immer von einer Heilbarkeit/Therapierbarkeit von Transsexualität ausgehen oder die aus einer radikal-feministischen Sichtweise (die von den sogenannten TERF´s vertreten wird – z.B. ist Germaine Greer wegen ihrer Positionen von vielen transsexuellen Menschen aber auch von Wissenschaftlern wie Prof. Dr. Milton Diamond kritisiert worden – Prof. Dr. Diamond wird bei der internationalen, interdisziplinären Konferenz 2016 an der Goethe-Universität Frankfurt einen Vortrag halten) resultieren.
Aber diese Positionen überzeugen mich nicht. In der Regel argumentieren die Vertreter dieser Positionen aus einem nicht empirisch verfizierbaren dogmatischen Verständnis heraus und nicht im Sinne eines historisch-kritischen Bibelverständnisses oder unter Berücksichtigung empirischer Forschung. Stattdessen werden Aussagen in den Raum gestellt, die Menschen bewusst ausgrenzen. Inklusion scheint in solchen Kreisen ein Fremdwort zu sein.
D.h.: Im Blick auf medizinische Forschung werden von solchen Außenseiter-Vertretern in der Regel keinerlei evidenzbasierte Studien im Sinn von Cochrane vorgelegt, sondern die eminenzbasierte Tradition unkritisch fortgeführt.
Darum sehe ich auch eine Zusammenarbeit mit WPATH derzeit kritisch und stelle die Frage im Blick auf den Begriff der „Entpsychopathologisierung“: Was genau versteht derjenige darunter, der diesen Begriff verwendet? Bedeutet Entpsychopathologisierung weiterhin eine völlige Abhängigkeit von Psychiatern und Psychologen  (die oft nicht evidenzbasiert sonder eminenzbasiert arbeiten)?
Beratungsangebote für transsexuelle Menschen finde ich hilfreich, solange nicht medizinische Maßnahmen wie eine Hormontherapie mit einer Art Automatismus daran gekoppelt sind, wie das bislang bei der Diagnose „Transsexualität“ oder auch „Geschlechtsdysphorie“ (gender dysphoria ist ein Lieblingsthema von K. Zucker!) der Fall ist.
D.h. warum sollte nicht eine Überweisung eines Hausarztes zum Endokrinologen ausreichen, wenn ein transsexueller Mensch eine Hormontherapie will? Allenfalls einen Beratungsschein (ähnlich wie bei der Schwangerschaftskonfliktberatung), der Mediziner aus der Haftung für med. Maßnahmen nimmt, sehen viele, die beim Landshuter Modell mitgemacht haben, als akzeptabel an.

Wer WPATH und eine Zusammenarbeit mit dieser Organisation befürwortet, den frage ich: Wie stark ist der Einfluß von Psychopathologisierern auf diese Organisation? Welche Rolle spielt z.B. Kenneth Zuckers Gedankengut und Einfluss bei WPATH? Welche demokratisch-legitimierten und evidenzbasiert-medizinischen Kontrollmechanismen gibt es bei der WPATH?

Exkkurs: Im Jahr 2014 ist Zucker einer der Organisatoren der WPATH Konferenz „Transgender Health…“ im Bereich Erwachsene (Gender Dysphoria in Adolescents) – und so wundert es nicht, wenn auch sonst im Prospekt „Transgendered Mental Health Disparities.“ auftaucht, und von „Cross-Sex-Hormones“ gesprochen wird).
D.h. es gibt  auch 2014 in einem WPATH Prospekt keinerlei Anerkennung der Aussagen transsexueller Menschen von ihrem inneren Wissen um sich selbst (Dr. Haupt fasst das mit dem Begriff „Gehirngeschlecht“ zusammen – siehe Link oben im Text zum „Hirngeschlecht“!). Es fehlt im Konferenzprospekt eine kritische Reflexion von Begriffen, die man deshalb besser vergessen sollte… – stattdessen wird weiter davon ausgegangen, dass man das Geschlecht von Außen objektiv bestimmen kann und transsexuelle Frauen eigentlich psychisch kranke Männer sind, die „gegengeschlechtliche“ Hormone brauchen… – oder was sonst ist der Grund für die Verweigerung eines kritischen Diskurses zu solchen Begriffen auf internationaler Ebene? Wo finden sich neurowissenschaftliche, evidenzbasierte Forschungsarbeiten  (die der Selbstwahrnehmung transsexueller Menschen aus deren Sicht besser entsprechen) bei der WPATH?

Kenneth J. Zucker ist als Befürworter von sogenannten reperativen Therapien bekannt, wie Prof. Dr. Lynn Conway in einem youtube Video und andernorts (z.B. auf Twitter) deutlich macht und wie in einer Petition kritisiert wurde. (Ähnlich argumentieren manche radikalen Feministinnen, dass transsexuelle Menschen einfach lernen sollten, ihren Körper zu akzeptieren, anstatt ihn zu verändern – aber sie verstehen dabei nicht den Kern des Problems, den transsexuelle Menschen haben: Eine Diskrepanz zwischen dem Hirngeschlecht und den chromosmalen Geschlechtsmerkmalen.)
Eine Chronik der Auseinandersetzung zwischen Lynn Conway und K. Zucker findet man hier (in englischer Sprache) -darin wird auch sehr plastisch, wie Psychopathologisierung bis in die Gegenwart hinein durch angeblich objektive Wissenschaftler betrieben wird – und wem das noch nicht die Augen öffnet, der sollte im bei Dr. Claudia Haupt die Beiträge „Transsexuellensysteme“, „Medizin ohne Menschlichkeit“ oder „Die Pathologisierung transsexueller Menschen beenden!“ (alle in deutscher Sprache) als Lektüre erbeten und lesen.. – zu Lynn Conway findet man andernorts mehr…

Fazit: Kritische Fragen sind mir wichtig. Ich selber vertrete die historisch-kritische Sichtweise der Bibel und im Blick auf die Medizin überzeugen mich nur klar evidenzbasierte Ansätze.

Allerdings scheinen Politiker in Deutschland bei der Frage, ob eine „Konsens-Medizin“ sinnvoll ist, auch in anderen Bereichen nicht evidenzmedizinisch zu denken, wie der Bremer Gesundheitswissenschaftler Prof. Dr. Norbert Schmacke vom Institut für Public Health und Pflegeforschung im Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften der Universität Bremen zeigt: „Nur der Gesetzgeber könne, fordert Schmacke, diese überkommene Tradition der Sonderbehandlung“ beenden – und das sollte auch für den Bereich Transsexualität gelten…

Warum ist Transsexualität nicht heilbar?

Weil Transsexualität eine angeborene Variante des Hirngeschlechts darstellt.

Exkurs – Genauer müsste man sagen: Weil das Gehirn des Menschen eigentlich neurointersexuell ist, d.h. jede Trennung in „Mann“ und „Frau“ im Blick auf das Gehirn ist aus Sicht von Neurowissenschaftlern sehr fragwürdig – es gibt zwar Muster, die statistisch bei Frauen häufiger sind als bei Männern, aber diese Muster können keineswegs eindeutig einem bestimmten Chromosomengeschlecht oder anderen biologischen Merkmal zugeordnet werden – der Bias und die Confounder (diese Begriffe aus der Epidemiologie, die aber auch von anderen Wissenschaften aufgegriffen wurden, sind sehr wichtig zum Verständnis wiss. Studien), die es nach der Geburt alle gibt, machen solche Studien in höchstem Maße hinterfragbar – aber das sehen seriöse epidemiologisch geschulte Wissenschaftler meist ein, wenn sie sich mit den Wechselwirkungen und der Plastizität des Gehirns auseinandersetzen. Bei transsexuellen Menschen stehen nun diese Muster geschlechtlicher Selbstwahrnehmung in einer Diskrepanz zum Geschlechtskörper. Daraus resultiert ein nicht heilbarer Leidensdruck, den man präventiv durch med. Unterstützung lindern kann.

Das habe ich in vielen anderen Beiträgen hier im Blog verdeutlicht. Auch der Gesetzgeber hat das gesehen. Schon in den 1980er Jahren sprach er im Transsexuellengesetz  von dem „Zwang“, „entsprechend zu leben“ (§1 Transsexuellengesetz). D.h. man kann als transsexueller Mensch diesem Zwang (ich rede lieber von Leidensdruck, der auf Grund der Differenz von Hirngeschlecht zum restlichen Körper entsteht) nicht ausweichen und dieser Zwang ist nicht heilbar.
Genauso wenig wie man andere angeborene Varianten „heilen“ kann, macht es bei Transsexualität auch keinen Sinn und wer es doch versucht, wie der Psychiater John Money bei David Reimer, der erhöht den Leidensdruck bis hin zum Suizid und das ist unverantwortbar.

Transsexuelle Menschen sind also Menschen wie alle anderen auch, nur eben mit einer angeborenen Variante des „psychischen Geschlechts“ (wie es die Uniklinik Ulm auf ihrer Website formuliert.
Theologisch bedeutet das: Transsexualität hat nichts mit dem freien Willen oder mit einer „Entscheidung“ zu tun.

Und wer nach dem Thema „Sünde“ fragt, dem muss man antworten: Lies einmal den Römerbrief Kapitel 1-3. Paulus kommt am Ende einer längeren Sinneinheit (in der es um die Frage geht, ob Judenchristen oder Heidenchristen irgendwie vor Gott besser dastehen im Blick auf Sünde) zu dem Schluß:

„Was das Gesetz sagt, das sagt es denen, die unter dem Gesetz sind, damit allen der Mund gestopft werde und alle Welt vor Gott schuldig sei, weil kein Mensch durch die Werke des Gesetzes vor ihm gerecht sein kann.“ (Röm 3,19-20) (Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers. Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart 1984)

und Paulus kommt deshalb zu dem Ergebnis:

„Sie“ (die Menschen) „sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.“ (Röm 3,23-24).
(Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers. Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart 1984)

Wer diese biblische Grundlage der Rechtfertigungslehre respektiert, der kann keine besondere Stellung für irgendwelche Gruppen von Menschen im Blick auf die Frage „mehr Sünder“ oder „weniger Sünder“ anerkennen und muss eine Unterscheidung von „Todsünden“ und „lässlichen Sünden“ ablehnen. Vielmehr wäre an das Wort Jesu vom „Splitter und Balken“ (vgl. Mt 7) zu erinnern – d.h. anstatt über die Sünden anderer Menschen zu urteilen/richten, sollte man sich an die eigene Nase packen…

Es gibt Christen, die meinen, ich sei ein Anhänger einer „Gender-Mainstreaming Ideologie“  und würde deshalb solche kritischen Fragen stellen. Dazu folgende Klarstellung:
Ich habe mich nie für irgendwelche Ideologien begeistern können – egal, in welchem Gewand sie sich präsentieren. Ich trete für Werte ein, die ich in der Bibel finde – allen voran Liebe, Barmherzigkeit und Freiheit (deshalb ist mir der Galaterbrief des Apostels Paulus sehr wichtig). Meine Angleichung hat nichts mit irgendwelchen Vorgaben oder Einflüssen anderer Menschen / Ideologien zu tun, sondern ist Folge eines Inting (vgl. Dr. Haupt: Altdorfer Empfehlungen – leider nur noch in einem Webarchiv zu finden) und danach Coming Out-Prozesses. Wer im Laufe seines Lebens früher oder später merkt, transsexuell im Sinne der neuen Definition der Konferenz 2016 zu sein, der wird seinen Körper angleichen, weil man endlich weiss, warum man so ist und was man gegen den aus der transsexuellen Erfahrung heraus resultierenden Leidensdruck machen kann. Je nachdem, wie stark ausgeprägt weiblich oder männlich das Hirngeschlecht ist – oder eben mehr „dazwischen“ (deshalb finde ich den Begriff „neurointersexuell“ passend), wird diese Angleichung mehr oder weniger ausgeprägt stattfinden.

Was das Thema „Gender“, „Gender-Wahn“ und „Genderkritik“ betrifft empfehle ich den Aufsatz der Heinrich-Böll-Stiftung (Gender, Wissenschaftlichkeit und Ideologie). Erschreckend, wenn man dort liest, dass es Versuche gab, Bücher aus Bibliotheken entfernen zu lassen (vgl. S.12). Das erinnert an Methoden von Diktaturen. Merkwürdig, wenn Journalisten solche Begriffe aufgreifen und damit zu geistigen Brandstiftern werden, in dem sie zu wenig über ihre eigene Sprache reflektieren – aber anscheinend ist alles, was Quote bringt, wichtiger als darüber nachzudenken, warum 1933 eine Mehrheit für eine bestimmte Ideologie abgestimmt hatte. Ironie on: Quotentechnisch gesehen war damals sicher mit entsprechenden Begriffen gut Geld zu verdienen… Ironie off.
Aber mit entsprechenden Begriffen wird eben gegen Bildungspläne mobilsiert und man kann damit Feindbilder aufbauen und Menschen polarisieren und aufhetzen. Im Blick auf Quote vielleicht sinnvoll – aus ethischer Sicht ist so ein Verhalten aber unverantwortbar.

Update 9/2016: Im Blick auf die Frage, wie derzeit transsexuelle Menschen medizinisch unzureichend behandelt werden und im Blick auf die Frage, warum manche Mediziner so stur auf der Einhaltung irgendwelcher nicht sonderlich evidenzbasierten „Leitlinien“ pochen, ist dieser englische Artikel des Guardian lesenswert…

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6 Antworten zu Transsexualität und Glaube – zwei verschiedene Ebenen?

  1. Gerlind Müller sagt:

    Zwei Anmerkungen dazu:
    Zum einen wird es immer notwendig sein bei der Abgabe verschreibungspflichtiger Medikamente, die z.B. für die Hormontherapie benötigt werden, eine Diagnose zu haben. Anders funktioniert das bei uns von der Gesamtsystematik des Gesundheitswesens nicht. Ein Hausarzt wird da überfordert sein. Neurologische Untersuchungen etwa durch MRT sind leider noch nicht zur Diagnosestellung ausgereift genug. Die Frage würde sich spätestens dann stellen, wenn die erste Person angibt transsexuell zu sein, ein Befund per MRT aber nicht aussagekräftig ist. Analoges gilt selbstredend für operative Maßnahmen.
    Eine Zwangstherapie nach bisherigem Muster halte ich für absolut daneben, dem möchte ich keinesfalls das Wort reden.

    Das andere Betrifft die Forcierung der evidenzbasierten Medizin. Ich halte dies aus einer ganz anderen Sicht für fragwürdig. Weil es sehr viele Bereiche gibt, die sich einer evidenzbasierten Betrachtung entziehen.
    Ein Beispiel: Ich habe sehr viel Kontakte zu komplex traumatisierten Menschen. Evidenzbasiert zur Traumabearbeitung ist das Verfahren EMDR. Das ist hervorragend erforscht und als einziges Instrument anerkannt zur Traumakonfrontation. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass diese Tests vor allem mit Menschen mit einem Monotrauma gemacht wurden. Bei komplex traumatisierten Menschen, bei denen Tramatisierungen in der (frühen) Kindheit angefangen haben, funktioniert EMDR jedoch nur sehr eingeschränkt. Andere Verfahren lassen sich auch so ohne weiteres gar nicht anerkennen, weil das halt keine so gleichförmigen „Fälle“ sind.
    Da stößt evidenz basierte Medizin immer wieder an Grenzen und ich finde wichtig das auch nicht als Allheilmittel zu stilisieren.
    BTW: Unter solchen komplex traumatisierten Menschen (in der Regel mit dissoziativen Störungen) finden sich auch einige, die auch transsexuell sind. Aus Kreisen von Transaktivisten wurde mir gesagt dass dissoziative Störungen ja wohl definitiv ein Ausschlusskriterium seien. Warum? Wer vermag das warum so zu sagen?
    Ein solcher möglicher Zusammenhang ist m.W. noch kaum irgendwo auf dem Schirm. Aber wessen Thema wäre das eigentlch? Das der Psychotherapeuten oder das der Neurowissenschaftler?
    Ich finde die ganzen Fragen schwierig. Weil es so vieles gibt was nicht bedacht ist. Auch im jetzigen System, besonders auch da.

    • doro sagt:

      zur Frage, ob und wie Transsexualität evtl. mit einem Trauma zu tun hat, fand ich heute folgenden Beitrag von Cornelia Kunert: „Transsexuelle sind nicht krank und müssen nicht vor sich geschützt werden.“ Ich habe in auf meiner neuen Homepage und hier im Blog verlinkt.

  2. Pingback: Exkurs: Christlicher Glaube und Trans* – FTM Julius

  3. jiale müller sagt:

    Hallo,

    ich habe eine praktische Frage zum Glauben.

    Mir fällt es schwer einzusehen, wieso Jesus männlich ist, Gott auch und in der Bibel ständig Sätze mit „Herr“ anfangen. Früher habe ich das nicht hinterfragt. Mittlerweile bleiben mir die Worte stecken, weil ich gefühlsmäßig eine Ablehnung dazu entwickelt habe. Es ist einfach ein Teil, der das Patriachart mit konstituiert hat, indem die Allmacht in männliche Grammatik gefasst wurde.

    Ich fing an, mir die Inhalte selbst zu übersetzen, Gott als sie anzusprechen und mir vorzustellen, Jesus kann genauso eine Frau gewesen sein. Aber wie soll ich das häufige „Herr“ neutralisieren.

    Die Bibelübersetzung in Geschlechtergerechter Übersetzung habe ich schon.
    Alle Menschen, die ich kenne, die gläubig sind, scheinen überhaupt kein Problem damit zu haben, es einfach so zu sehen, wie es halt in der Bibel steht und wie es üblicherweise im Gottesdienst gesprochen wird usw.
    Ich hingegen kann nichts mehr sagen, weil ich den Unmut der anderen nicht auf mich ziehen möchte. Denn es ist eine Art Kritik an der Form, die andere ja als Grundlage ihres und des Glaubens an sich ansehen.

    Geschlechterverhältnisse sind derart stark in die Sprachformen des Glaubens verwoben, dass ich es nicht schaffe, sie abzulösen und die Inhalte ohne die damit zusammenhängenden Wertungen zu sehen. Wobei es mir auch nicht darum geht, eine Geschlechtergerechtigkeit herzustellen. Denn das wäre wie ein perpetuum mobile, um dass ich ständig bemüht sein müsste.

    Es geht mir darum, den Glauben ohne Rückbezug auf Geschlechterrollen und Machtverhältnisse leben zu können.
    Wie kann ich das schaffen?

    Liebe Grüße

    • doro1964 sagt:

      Hallo,
      Wenn ich in der Bibel lese, wie sich Jesus für die eingesetzt hat, die am Rande der Gesellschaft standen und von anderen verachtet wurden, dann sehe ich in seiner Person weniger einen Mann als vielmehr einen Menschen, der sich für Gerechtigkeit und Würde eines jeden Menschen einsetzte. Mir ist das Geschlecht Jesu in ähnlicher Weise unwichtig, wie es das von Martin Luther King oder Mutter Theresa ist. Aber manchmal hängt es auch an der eigenen Biografie und dem, was man selbst mit Macht / Herrschaft erlebt hat – da, wo ich sie negativ erlebe, engagiere ich mich (zusammen mit anderen). Vielleicht hilft Ihnen die Idee auch, diejenigen zu suchen, die ähnlich denken und einen ähnlichen Hintergrund haben, um sich dann zu engagieren? Die sogenannte „Befreiungstheologie“ gab mir da viele Anregungen.
      Ja, manchmal gibt es auch welche, die völlig anderer Meinung sind. Aber vielleicht suchen Sie einfach (z.B. via soziale Medien) nach denen, die ähnlich denken und bereit sind, ihre Erfahrungen mit Ihnen zu teilen und gemeinsam etwas zu entwickeln?
      Für mich bedeutet Glauben einerseits ein Hoffen auf diejenige Kraft, die größer ist als menschliche Fähigkeiten (Gott) und andererseits die Dinge anzupacken, die ich als ungerecht empfinde bzw. dort etwas zu verändern zu versuchen, wo ich glaube, dass es gegen Grundwerte wie Liebe, Würde der Person, Gleichheit / Gleichberechtigung, Freiheit… steht.
      Shalom!

  4. Pingback: Der Droemer Verlag veröffentlichte von Liane Bednarz | Aufwind2012

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